Seit Jahrtausenden begleiten Hebammen mit ihrem Wissen und Können Schwangere, junge Mütter und Familien. Sie sind die Fachfrauen rund um die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts.
Hebammen in Deutschland arbeiten auf Grundlage des Hebammengesetzes, der Mutterschaftsrichtlinien und der jeweiligen Berufsordnungen der Länder. Was viele Menschen nicht wissen: Laut Hebammengesetz kann eine Hebamme eine normal verlaufende Geburt alleine leiten. Ärzt*innen aber dürfen eine Frau nur in Notfällen ohne eine Hebamme entbinden. Diese Hinzuziehungspflicht – also dass eine Hebamme bei einer Geburt anwesend sein muss – gibt es nur in Deutschland. Sie gilt übrigens auch bei einem Kaiserschnitt.
Etwa 98 Prozent aller Geburten finden in Kliniken statt. Gut 20 Prozent davon werden von freiberuflichen Hebammen (im Belegsystem) begleitet. Sie werden von fest angestellten Hebammen sowie von freiberuflich tätigen Hebammen im sogenannten Belegsystem betreut. Der Anteil der Belegkräfte liegt bundesweit bei ungefähr 16 Prozent. In Bayern ist der Anteil an Beleghebammen mit über 60 Prozent bundesweit am höchsten.
Hebammen unterstützen und beraten werdende Mütter und Väter bereits in der Schwangerschaft. Sie können eine Schwangerschaft feststellen und den Mutterpass ausstellen. Wenn keine Risikoschwangerschaft vorliegt und die Frau gesund ist, können Hebammen fast alle im Mutterpass vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Sie nehmen sich die Zeit, um herauszufinden, wie es der werdenden Mutter und dem Kind geht. Sie kontrollieren das Gewicht und den Blutdruck, stellen die Lage und die Größe des Kindes fest und prüfen, ob die Herztöne in Ordnung sind. Außerdem untersuchen sie regelmäßig den Urin und das Blut. Nur Ultraschalluntersuchungen sind Ärzt*innen vorbehalten.
Auch bei Schwangerschaftsbeschwerden und Vorwehen helfen Hebammen, z. B. wenn sich die Frauen unwohl fühlen oder Schmerzen haben. Ebenso sind der Verdacht auf vorzeitige Wehen, Blasensprung oder Geburtsbeginn Gründe für Hebammenhilfe. Daneben bieten Hebammen verschiedene geburtsvorbereitende Kurse an.
Hebammen begleiten Geburten im Krankenhaus, im Geburtshaus und zuhause. Manche Kliniken bieten die Begleitung durch eine Beleghebamme an. Beleghebammen arbeiten wie die Hebammen in der außerklinischen Geburtshilfe freiberuflich. Das heißt, sie rechnen ihre Leistungen direkt mit den Krankenkassen ab. Auch die in einer Klinik angestellten Hebammen sind meistens zusätzlich noch freiberuflich tätig, zum Beispiel in der Wochenbettbetreuung oder mit Kursen. Geschätzt 70 Prozent aller Hebammen in Deutschland arbeiten (auch) freiberuflich.
Wie viele Klinikbereiche ist auch die Geburtshilfe von Personalverknappung, Arbeitsverdichtung und der Zunahme von Dokumentationspflichten betroffen. So muss eine Hebamme mitunter drei Geburten oder mehr parallel betreuen. Dieser Zustand ist nicht tragbar, findet der Deutsche Hebammenverband und fordert unter anderem ein Geburtshilfe-Stärkungsgesetz. Bessere Arbeitsbedingungen sind das A und O, um den die Klinik als Arbeitsort attraktiver zu machen und die Teilzeitquote zu senken. Denn rund 70 Prozent aller angestellten Hebammen sind in Teilzeit in der Klinik tätig.
Frauen brauchen und Hebammen fordern eine kompetente, professionelle und kontinuierliche Unterstützung während der Geburt, um sowohl sicher als auch selbstbestimmt und individuell gebären zu können. Sicherheit und Qualität in der medizinischen Versorgung fordert auch die Politik – doch Qualität in diesem Bereich braucht vor allem Personal und Zeit. Um jederzeit die Unterstützung und Hilfe zu bekommen, die sich jede einzelne Frau zum Kinderkriegen wünscht und die ihr auch zusteht, muss auch in Kliniken eine individuelle Geburtsbegleitung möglich sein – das heißt, eine Hebamme ist für eine Frau da (Eins-zu-eins-Betreuung). Denn Technik allein kann die Zuwendung, die Mut machenden Worte und vor allem den kompetenten und wachen Blick einer Hebamme nicht ersetzen: Frauen brauchen Hebammen!
Eine Geburt bedeutet große körperliche und seelische Veränderungen für die Frauen und Familien. In dieser Zeit stehen Hebammen vor allem den Müttern zur Seite. Sie sprechen mit ihnen über die Geburt und die ersten Erfahrungen mit dem Kind und helfen den Frauen dadurch, in ihre Rolle als Mutter hineinzuwachsen. Neben der Klärung medizinischer Fragen geht es in den ersten Lebenstagen vor allem darum, dass Mutter und Kind eine gute Beziehung zueinander aufbauen (Bonding). Der psychosoziale Aspekt spielt eine wesentliche Rolle. Die Hebamme beobachtet außerdem die Rückbildungs- und Abheilungsvorgänge, unterstützt das Stillen und gibt Hilfestellung bei Schwierigkeiten.
Auch in Krisensituationen können Hebammen unterstützen: Bei Bedarf vermitteln sie den Kontakt zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Ärzt*innen und Psycholog*innen. Das gilt insbesondere, wenn ein Kind krank oder tot geboren wird oder nach Geburt stirbt.
Familienhebammen sind Hebammen mit einer Zusatzqualifikation. Ihr Einsatz ist überall da sinnvoll, wo Mütter eine verstärkte Hilfestellung im alltäglichen Umgang mit ihren Kindern brauchen.
Deshalb richtet sich das Angebot besonders an Teenagermütter, Familien mit Migrationshintergrund, Frauen/Partner*in mit psychischen Belastungen oder Suchtproblematik sowie an chronisch kranke Frauen und an Frauen mit Gewalterfahrungen. Das Betreuungsangebot reicht bis zum Ende des ersten Lebensjahres der Kinder.
Familienhebammen werden zurzeit oft im Rahmen des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen“ eingesetzt. Diese lokalen und regionalen Angebote helfen Eltern und deren Kindern ab Beginn der Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre hinein. Die Kosten hierfür tragen unter anderem das Jugendamt, die Gemeinde oder auch das Sozialamt.
Den Wert der Hebammenarbeit vor, während und nach der Geburt erläutert auch unser Argumentarium zum Download.