Frauen haben die Wahl, ihr Kind in einem Krankenhaus, in einem Geburtshaus oder zuhause zur Welt zu bringen. In der Vergangenheit haben die Krankenkassen gedroht, dieses Wahlrecht durch verbindliche und nicht wissenschaftlich belegte Ausschlusskriterien für Hausgeburten einzuschränken. Dabei treffen Hebammen und die Frauen kompetente und verantwortungsbewusste Entscheidungen, wie Ihre Berichte von Hausgeburten eindrucksvoll zeigen.
Zahlreiche Menschen haben unter dem Hashtag #zuhausegeboren ihre persönliche Geschichte geteilt. Wir freuen uns, auch Ihre zu hören! Sie können auch ohne Foto und anonym mitmachen.
15.12.2012
2 Tage nach dem errechneten Geburtstermin. Ich warte auf die Geburt unseres vierten Kindes. Abende voller harmloser Wehen lagen hinter mir. Das macht mürbe. Ich habe oft geweint.
Am Samstagmorgen machen wir uns fertig für den Einkauf auf unserem Biobauernhof. Ich habe plötzlich die Phantasie einer Sturzgeburt im Stall. Und irgendwie will ich nicht raus in die rutschige Winterkälte. Ich lass die Familie alleine fahren. Dafür backe ich den ganzen Vormittag Lebkuchenanhänger für den Weihnachtsbaum. Zwischendurch vergewissere ich mich bei Nachbarn und Freunden, wer am Wochenende tagsüber Zeit hätte, auf die Kinder aufzupassen, falls die Geburt beginnt.
Am Abend, nachdem wir die die beiden Kleinen ins Bett gebracht haben, schauen wir mit dem Teenie einen Weihnachtsfilm. Ich habe alle 10 Minuten Wehen, die auch schön nach unten ziehen. Mir schwant etwas. Um 23 Uhr gehe ich 20 Minuten lang heiß duschen, um zu testen, ob danach die Wehen weg sind oder stärker werden. Ich verbrauche fast meine ganze Tube Weleda-Lavendeldusche. Ergebnis: die Wehen kommen alle 5 Minuten, sind aber viel zu kurz. Ich glaube nicht daran, dass das etwas bringt. Der Liebste drängt mich, trotzdem die Hebamme anzurufen. Ich scheue mich immer ein bisschen davor, jemanden mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln. Aber ich rufe um 23.45 Uhr dann doch an. Die Hebamme begrüßt mich am Telefon fröhlich mit "Guten Morgen!". Sie will sich fertigmachen und in ca. 45 Minuten bei uns sein. Wir kochen starken Kaffee für den Dammschutz, eine Kanne Tee für mich und bereiten unser Schlafzimmer vor: die Gymnastikmatte auf den Boden, einen Stapel Handtücher zum Wickeltisch.
Um 00:20 Uhr am Sonntagmorgen trifft die Hebamme bei uns ein. Ich laufe in der Wohnung umher, muss mich aber alle 3 Minuten auf unserem Esstisch abstützen, weil ich Wehen veratmen muss. Ist mir viel zu oft. Im Schlafzimmer schaut die Hebamme nach dem Muttermund. 3 Zentimeter geöffnet. 3 Zentimeter ??? Erst ??? So einen schwachen Befund hätte ich nun gar nicht erwartet. Ist mir ja noch nie passiert! Ich bin etwas geknickt. Das kann ja noch ewig dauern! Das gefällt mir gar nicht. Die Hebamme spricht mir Mut zu, aber ich muss immer nur an die blöden 3 Zentimeterchen denken.
Die Wehen lassen mir nun allerdings fast keine Pausen mehr. Gerade so schaffen wir zwischen den Wehen meinen Blutdruck zu messen, die Herztöne des Babys zu hören oder Fieber zu messen. Immer schneller kommen die Wehen. Schon nach kurzer Zeit merke ich diesen Pressdrang. Ich denke aber immernoch, dass ich noch meilenweit von meinem Baby entfernt bin. Ich stehe am Wickeltisch, die Hebamme sitzt hinter mir auf unserem Bett und der Liebste steht neben mir und streichelt meinen Rücken. Zwischen den Wehen stehe ich aufrecht, schwinge von einem Bein aufs andere und wir unterhalten uns. Während einer Wehe stütze ich mich auf den Unterarmen auf, lege meinen Kopf mit der Stirn auf eine kleine Decke und atme und töne in die Wickelunterlage.
Die Wehen, die nun kommen, sind sehr heftig. Meine Beine fangen an zu zittern und ich stehe auf Zehenspitzen. Die Hebamme erinnert mich daran, meine Füße richtig zu erden und drückt mit ihren warmen Händen fest gegen meinen Hintern. Ich jammere und stehe völlig neben mir. Da ist nur noch dieser unheimliche Druckschmerz und der Pressdrang, was für mich nicht zusammenpasst. Ich weiß den Stand der Dinge nicht. Ich weiß nur, dass ich das nicht mehr lange mitmache. Ich schimpfe. Ich höre den Liebsten und die Hebamme laut atmen und pusten, um mich an meinen eigenen Atem zu erinnern.
Und da hat die Hebamme etwas gesagt. Ich muss nachfragen, weil ich es nicht richtig gehört habe. "Der Kopf ist da!" Ich kann es gar nicht glauben. Dann ist es ja gleich geschafft! Die nächste Wehe lässt auf sich warten. Und so stehe ich da mit diesem Druck und kann es kaum abwarten, dieses erleichternde Gefühl zu erleben, wenn dieses Lebewesen komplett aus mir herausrutscht. Eine Wehe noch! Die allerletzte! Und da kommt das Baby und wird aufgefangen von der Hebamme. Ich liege mit dem Oberkörper auf dem Wickeltisch und muss erstmal Luft holen und die Sternchen vor meinen Augen loswerden. Es ist 1:20 Uhr am Sonntagmorgen.
Der Kleine hat die Nabelschnur zwei Mal um den Hals gewickelt und wird erstmal entwirrt. Dann reicht mir die Hebamme das Baby zwischen meinen Beinen hindurch, ich nehme es hoch und setze mich auf die Bettkante. Nass, warm und unendlich weich liegt er da, unser Adventsjunge. Er ist ganz ruhig und wir geben ihm Zeit, anzukommen. Dann lege ich mich ins Bett und wir staunen einfach nur.
Es ist geschafft!
Wir lassen die Nabelschnur auspulsieren und warten auf die Nachgeburt. Erst wenn auch der Mutterkuchen da ist, gilt eine Geburt als vollständig. Um die Sache zu erleichtern, stelle ich mich nochmal hin. Das Baby legen wir gut eingewickelt vor mich auf den Wickeltisch und nach einer kleinen Weile kommt auch die Plazenta. Wir ziehen wieder aufs Bett um. Ich schneide die Nabelschnur durch. Das war das erste Mal, dass ich das gemacht habe. Sie ist erstaunlich hart. Die Hebamme schaut sich anschließend die Plazenta ganz genau an, denn die muss komplett sein. Dann sind wir neugierig und der Kleine wird vermessen: 51cm, 3820g, 35,5cm Kopfumfang sind seine Daten.
Unglaublich, wie schnell die Geburt jetzt doch ging! Wir quatschen und kuscheln. Die Hebamme füllt Papiere aus und räumt auf. Um kurz vor 4 Uhr verlässt sie uns. Der Liebste und ich machen uns bettfertig und versuchen mit dem Baby in unserer Mitte ein bisschen zu schlafen.
Um 7 Uhr kommt die Tochter im Dunkeln an mein Bett. Ich flüstere ihr zu, dass sie doch mal meine Salzkristalllampe auf dem Nachttisch anmachen soll, weil es eine Überraschung gibt. Sie schaltet das Licht an und lacht und staunt. Ihren Blick werde ich nie vergessen, besser als an Weihnachten zur Bescherung. Ich lasse sie mit unter meine Decke und wir begucken das neue Familienmitglied. Eine halbe Stunde später ist auch der kleine... äh... große Bruder wach und ist völlig begeistert. Dann wird der Teenie aus dem Bett getrommelt und später liegen wir zu sechst auf unserem Bett. Sechs!
Es ist der 3. Adventssonntag und wir haben alle Zeit der Welt.
Für mich war es selbstverständlich, das unser 4tes Kind - wie die anderen Beiden vor ihm - auch Zuhause kommen darf. (Unser erstes Kind kam leider im Krankenhaus, was für uns Alle eine unschöne Erfahrung war...)
8 Tage vor dem errechneten Termin ( ein Sonntag) wachte ich schon morgens mit leichten Wehen auf. Alle 15-20 min. kam eine Wehe, die ich ganz einfach veratmen konnte.
Wir verbrachten einen sehr schönen Familiensonntag. Gingen alle gemütlich essen und danach noch ins Kino. Am Abend brachte ich die Großen ins Bett und danach wollten wir einen Film schauen.
Das ging aber nicht mehr so richtig. Ich hatte nun ca. alle 5 min. Wehen und die waren dann auch schon kräftiger.
Es war jetzt 21.30 und ich rief lieber mal meine Hebamme an, damit ich sie nicht mitten in der Nacht rausstauben muss.
Sie meinte ich soll mal in die Wanne und mich danach wieder melden.
In der Wanne wurden die Wehen dann gleichmäßig und kräftiger.
Ich sagte meinem Mann das er bitte alles herrichten soll, und rief meine Hebamme an, die auch gleich kommen wollte.
Ich zog mir noch mein "Geburtsshirt" an (das hatte ich bei den anderen auch) und ging ins Wohnzimmer wo auch gleich meine Hebi kam.
Mittlerweile war es 23.00 Uhr. Ich wollte auch diesmal gerne alleine sein und deswegen ging mein Mann wieder ins Bett. Für ihn war das in Ordnung so - er war bei den ersten beiden Geburten dabei.
Alles war jetzt friedlich - die Kinder schliefen, ich war in meiner vertrauten Umgebung mit meiner mir vertrauten Hebamme, es war ruhig, dunkel bis auf die vielen Kerzen und so konnte ich mich perfekt einstimmen und entspannen.
Ich wehte noch ein wenig vor mich hin und quatschte mit meiner Hebi als ich merkte das sich etwas veränderte. Der Druck ging sehr deutlich nach unten und ich in den Vierfüßlerstand.
Dann wurde es echt unangenehm und ich hatte das Gefühl das der Kleine nicht durchpassen würde. Das teilte ich dann auch sehr lautstark meiner Hebi mit :-) Sie meinte "doch natürlich passt er durch"
Nach einigen Presswehen platze die Fruchtblase und nach weiteren 3 Wehen wurde der Kleine um 00.05 geboren und ich konnte ihn in Empfang nehmen.
Natürlich kam mein Mann sofort wieder dazu und brachte auch gleich unsere Großen mit - die geweckt werden wollten falls das Baby in der Nacht kommen würde. Alles andere haben sie verschlafen...
Das war auch mit das schönste an der Geburt, das wir gleich alle als Familie zusammen waren und uns in Ruhe kennenlernen durften.
Nachdem auch die Nachgeburt kam und der Kleine gewogen und gemessen wurde, sind wir alle um drei zurück ins Bett gegangen.
Ich danke meiner Hebamme von ganzem Herzen das sie uns in diesem besonderen Moment begleitet hat und es möglich gemacht hat so friedlich und würdevoll einen Menschen zu empfangen.
Die Blumen der kleinen Ida - oder auch: eine Geburtsgeschichte
Nun, wie fängt man so einen Geburtsbericht eigentlich an? Und wo fängt man
an?
Ida hat uns ein bisschen warten lassen, soviel sei vorab gesagt. Ich bin ein
furchtbar ungeduldiger Mensch und war von mir selbst überrascht, wie geduldig
ich die Schwangerschaft über doch war. Ganz groß war die Erleichterung, als
endlich die 38. Woche erreicht war - ab heute dürften wir daheim bleiben! Mein
Gefühl sagte mir, dass Ida vor dem berechneten Termin loslegen würde - ans
übertragen hatte ich nie gedacht. Unsere Hebamme J. war also rufberereit, die
Vorbereitungen für die Hausgeburt waren alle getroffen, D. und ich waren sowas
von startklar :-) Hier und da wurde der Bauch mal hart, was aber nichts neues
war, denn das tat er schon seit der 32. Woche immer mal. Als es auf den Termin
zuging, wurde ich allmählich ein bisschen ungeduldig. “Alles, aber bitte keine
Einleitung“... dieser Gedanke war in meinem Kopf.
Es gab einmal am Tag eine Tasse Himbeerblättertee, geburtsvorbereitende
Akupunktur, Dammmassage, viel Yoga und Bewegung, Heublumendampfbäder
und immer wieder frischen Ingwertee. Ida sollte entscheiden, wann sie bereit ist
für das Abenteuer Geburt. Ich wollte sie nicht drängeln. Aber warum konnte sie
nicht einfach da rauskommen, verdammte Hacke? Die Anrufe und Whatsapp-
Nachrichten häuften sich: "was macht der Bauch?" war eine beliebte Frage,
gefolgt von einem einfachen, schlichten "Und?". Grundsätzlich ist es ja total toll,
wenn soviele Menschen Anteil nehmen an diesem Großereignis
"Schwangerschaft und Geburt", aber wenn man selber auf heißen Kohlen sitzt,
ist das für die Gesamtsituation nicht gerade zuträglich. Beim nächsten Kind
verlege ich den ET um zwei Wochen. Gegen die Ungeduld wurden diverse
zusätzliche Körperteile mitakupunktiert. Mein Favorit war der Valiumpunkt - so
hat ihn die Akupunktur-Hebamme genannt. Danach war ich wie in Watte gepackt
und absolut grundentspannt :-) Leider hielt der Zustand immer nur einen Tag an,
dödöööö. D. hat in diesen letzten Tagen einiges mitgemacht, hat all meine
Launen ausgehalten. Diese boten ein breites Spektrum, von gereizt über
weinerlich bis hin zu genervt und stinkig.
Zwischendurch gelang es mir aber immer wieder ,mir bewusst zu machen, was
ich doch für ein Glück hatte. Die Schwangerschaft war absolut wunderbar,
vollkommen beschwerdefrei. Abgesehen von der lähmenden Müdigkeit in den
ersten Wochen und ein paar Tagen Übelkeit inklusive filmreifer Kotzszene auf
dem Bauhaus-Parkplatz war die Zeit einfach nur schön. Der Bauch war immer
noch überschaubar, so dass ich bis kurz vor knapp noch viel zu Fuß und mit dem
Rad unterwegs war.
Dann war der Tag da. Der 03.03.2015. Der berechnete Termin. Von Wehen keine
Spur. Dafür sollten wir zur Vertretung meines Frauenarztes, zum CTG-Schreiben
und zum Ultraschall. Beim CTG-Schreiben hat mein Kreislauf erstmal ne
Grätsche gemacht. Alles was annähernd mit Rückenlage zu tun hat, ging einfach
nicht mehr... Bei Ida ging dafür einiges: große Protestaktion gegen das CTG.Zwischendurch hat sie sich immer mal wieder eingekriegt, so dass Frau Doktor
dann doch zufrieden mit dem Ergebnis war. Auch im US war soweit alles okay.
Fruchtwassermenge noch ausreichend, tendenziell aber eher weniger, Plazenta
in einem guten Zustand. Köpfchen tief im Becken. Vermessen wurde auch noch
mal, doch das Gewicht wollte ich nicht wissen. Eine vaginale Untersuchung
haben wir bleiben lassen, das sagt eh so wenig aus, so auch die Meinung der
Ärztin. Die war sowieso total entspannt und hat noch was von Vollmond erzählt
und davon, dass ich jetzt rausgehen und die Sonne genießen soll. Bewegung und
frische Luft, das sei immer gut! Gesagt, getan. Das Wetter war wirklich herrlich.
Doch die Ungeduld wollte nicht so recht verschwinden...
Donnerstag, zwei Tage später, ET+2, die nächste Vorsorge. Die hatte ich die
letzten Wochen nur noch von der Hebamme machen lassen, ohne lästige vaginale
Untersuchungen und - meiner Meinung nach - unnötiges CTG-Geschreibe. Dafür
mit tollen Gesprächen, viel Einfühlungsvermögen und unglaublich toller
Rundum-Betreuung. Soweit war auch alles bingo, bis wir zum CTG kamen...
Kaum war das angelegt, fing Ida an, die Bude auseinander zunehmen.
Herzfrequenz nahezu durchgehend über 170, also viiiel zu flott. Ich habe echt
gedacht, die dreht sich jetzt noch mal komplett oder steigt einfach irgendwie da
aus. Unseren Traum von einer Hausgeburt habe ich schon platzen sehen... Ich
konnte J. versichern, dass es bis jetzt bei jedem CTG zu ähnlichen
Ausschreitungen gekommen war - Ida scheint es einfach nicht zu mögen. Wir
vereinbarten eine Kontrolle in zwei Tagen und ließen das CTG einfach CTG sein.
Was in einem Krankenhaus aus solch einem CTG gemacht worden wäre - ich
möchte es gar nicht wissen.
Freitag, ET+3. ich werde morgens wach und was ist? Wieder nix! Wieder keine
Wehen. In meiner Vorstellung beginnen Geburten immer nachts. Also wird das
heute wieder nichts. Ein bisschen wütend bin ich. Wütend und genervt.
Irgendwann schlägt diese Laune um und ich mache Fotos von meinem Bauch.
Setze mich ins Café, lese Zeitung und trinke einen Cappucchino. Halte den
Bauch in die Sonne und komme zu dem Entschluss: Dann bleib doch einfach, wo
du bist! ...so!
Die Wettervorhersage für das Wochenende ist prächtig und ich schließe mit dem
Gedanken Freundschaft, einfach ein schönes Wochenende mit D. zu verbringen.
Zu zweit. Wir könnten nochmal in die Sauna gehen! Trotzdem soll Ida sich
natürlich willkommen fühlen und so kaufe ich auf dem Heimweg noch Tulpen,
weiße und lilafarbene. Es gibt ein Bild von den Tulpen und mir und darunter
schreibe ich: Ida, ich hab Tulpen gekauft und die Sonne scheint!
18 Uhr, ich liege auf der Couch. Gleich wird D. von der Arbeit kommen und wir
werden in unser schönes Wochenende zu zweit starten. Auf einmal ist da ein
Ziehen im Unterleib, in etwa so wie Regelschmerzen. Diese Gegebenheit wird
jedoch vorerst ausgeblendet. Hier und da hat schon mal was gezogen, im
Unterleib und vor allem im Rücken, so dass ich schon das ein oder andere mal
mit kreisendem Becken in der Küche beim kochen stand. Irgendwo hatte ich
gelesen, das Stimulieren der Brustwarzen könne Wehen auslösen. Hmmm, das
könnte man ja mal probieren. Beim Blick auf die Brust stelle ich fest:Da kommt Milch raus! Was ist denn nun los? Geht's jetzt doch langsam los?
19 Uhr: D. ist inzwischen von der Arbeit zurück und wir essen. Ich erzähle ihm
vom Ziehen, von der Milch. Und auf einmal entsteht eine schöne Aufregung... Er
läuft noch rüber zum Rewe, kauft Wasser und ein paar leckere Sachen. Die
Schränke sind zwar voll mit Essen, weil ich total gehamstert habe (was, wenn ich
unter der Geburt auf etwas Hunger habe und das ist dann nicht da?), aber es
wird sicher nicht schaden.
22 Uhr: das Ziehen wird regelmäßiger. Wir kommen zu dem Schluss, dass das
Wehen sein müssen.
23 Uhr: Ich schreibe lieber mal eine SMS an J., damit die auch Bescheid weiß,
was hier gerade passiert. "Hej J., nur ganz kurz: seit 18 Uhr zieht es hier immer
mal wieder. Die letzte Zeit etwa alle 6 Minuten für ungefähr 1 Minute jeweils. Ist
gut auszuhalten und am liebsten würde ich mich ja noch ne Runde aufs Ohr
hauen :-) D. ist auch da. Ich melde mich einfach, wenn die Abstände kürzer
werden oder die Intensität sich wesentlich ändert, ja? Ida hat wohl keine Lust
auf ein weiteres CTG morgen, hihi. Liebe Grüße, A."
"Ok, dann versuche ich auch mal zu schlafen... und du meldest dich! Wäre ja
schön :-) Liebe Grüße, J."
2 Uhr: Schlafen ist leider nicht so richtig drin. Bei nahezu jeder Wehe muss ich
aus dem Bett klettern und mit dem Becken kreisen. Es sind keine Schmerzen,
aber liegenbleiben geht einfach nicht. Immerhin konnte D. ein paar Minuten die
Augen zumachen. Ich beschließe, in die Badewanne zu steigen. Das hat mir
damals schon gut getan, bei der zweiten frühen Fehlgeburt, als das Cytotec mir
einen Vorgeschmack auf Wehen gegeben hat.
3 Uhr: die Abstände zwischen den Wehen verkürzen sich manchmal, auch die
Intensität variiert ein bisschen. Die Stimmung ist gut :-) Es ist ganz kuschelig im
Badezimmer, D. hat Kerzen angemacht. Wir sind heilfroh, dass wir jetzt nicht ins
Krankenhaus aufbrechen müssen und machen drei Kreuze...
Das isotonische Getränk, dass ich extra gekauft habe, löst Übelkeit aus. Wuäh.
Dann doch lieber Wasser.
Irgendwie sind wir unsicher, wie es jetzt weitergeht. Vielleicht wäre es doch
besser, wenn J. da wäre... auch wenn die Uhrzeit für einen Weckanruf einfach
nur blöde ist. Ich klingel sie wach und erwische sie im Tiefschlaf, wie wir später
feststellen. "ja, ich mache mich fertig und bin gleich da..." Es ist ein kurzes
Telefonat und Begeisterung klingt anders ;-) Danach mache ich mir kurz Sorgen:
ob das jetzt zu früh war...?
4 Uhr: J. ist da. Wir quatschen kurz, sie hört die Herztöne beim Babymädchen
und ich bleibe in der Badewanne liegen, während die beiden den Pool aufbauen
und das Wohnzimmer herrichten. Das Wasser tut gut.
5 Uhr: D. macht mir ein Avocadobrot. Es ist das leckerste Avocadobrot, dass ich
je gegessen habe.5.30 Uhr: im Wohnzimmer ist alles hergerichtet. Also kletter ich aus der
Badewanne und bestaune meinen Kreißsaal. Da steht ein großer Geburtspool,
auf dem Boden liegt eine Matratze. D. hat einen Haken in die Decke gemacht, da
hängt jetzt eines der Tragetücher drin. Das Licht ist schön und ich fühle mich
sofort wohl. Und es ist warm, fast wie in der Sauna. Da wollten wir ja eigentlich
noch hin an diesem Wochenende...
Ich knie mich auf die Matratze, die Wehen kommen alle 6 Minuten.
Zwischendurch lege ich mich immer mal wieder kurz auf die Seite. J. hört immer
wieder die Herztöne. Ein CTG wird wegen eines möglichen Tobsuchtsanfalls
nicht geschrieben. J. fragt mich, ob sie nach dem Muttermund schauen soll. Wir
besprechen uns kurz und verschieben das erstmal.
7 Uhr: langsam geht die Post ab. Die Wehenintensität hat eine neue Dimension
angenommen. Ich hänge mich viel in das Tuch, das von der Decke hängt. Mir
schmerzt der untere Rücken, das Kreuzbein. J. massiert mich mit dem Geburtsöl,
schreibt liegende Achten. Es gibt ein Foto von diesem Stadium, wie ich im
Vierfüßler bin und man sieht eine kleine Delle dort unten am Rücken - das
Köpfchen. Die Sonne geht auf. Es ist ein schöner Morgen.
J. fragt, ob ich es vielleicht mal im Pool versuchen möchte, möglicherweise
verschafft mir das ein wenig Erleichterung. Bevor ich in den Pool steige,
untersucht sie einmal vaginal. Das Ergebnis: Muttermund weich, 4 bis 5 cm. Uff,
denke ich. Eigentlich wollte ich mich von diesen Zahlen ja nicht beeinflussen,
schon gar nicht demotivieren lassen. Und doch muss ich an den Vortrag an der
Uniklinik denken: 1cm die Stunde....also soll das Ganze hier noch 5 bis 6
Stunden dauern?! Niemals! Ich beschließe, dass es nun vorwärts gehen muss.
Ich steige in den Pool und spüre sofort eine Besserung der Gesamtsituation. Die
erste Wehe im Pool scheint irgendwie erträglicher und das warme Wasser tut
meinem Rücken gut. D. und J. sind immer in meiner Nähe. Sie sind einfach da
und lassen mir gleichzeitig meinen Raum. Das perfekte Team.
7.05 Uhr: nach fünf Minuten im Pool steige ich schon wieder aus. Muss pinkeln.
Danach will, ich sofort wieder da rein. Auf einmal werden die Wehen knackiger,
alle 2 bis 3 Minuten rollen sie nun wellenartig über mich, reißen mich mit. Im
Geburtsprotokoll steht: Anna kämpft. Das trifft es ganz gut.
7.13 Uhr: Die zweite Hebamme kommt dazu. J. hatte mich mal gefragt, ob sie
noch ein Treffen zum Kennenlernen organisieren soll. Damals hatte ich gesagt,
dass das nicht nötig sei. Nun ist es schon kurz irgendwie komisch - ich sitze
halbnackt in einem Pool in unserem Wohnzimmer, das einer Sauna gleich, gebe
nicht-alltagsübliche Geräusche von mir (ich habe ganz viel getönt), Kontrolle
über meinen Körper habe ich auch nicht mehr so recht und auf einmal kommt
eine fremde Frau dazu. Die dazu auch noch einen ordentlichen Dialekt
"schwätzt", ich würde auf eine schwäbische Unterart tippen. Das hat mich kurz
mal ganz schön rausgebracht. D. hat das sofort gemerkt. J. gibt ihr eine
Übergabe. N. war ganz arg lieb und hat immer wieder gesagt, dass ich das toll
mache. Und hinterher hatte ich sie richtig ins Herz geschlossen. Aber ich musste
mich wirklich erst an sie gewöhnen. Die beiden hören zwischendurch immer
wieder die Herztöne. Einmal kann N. die Herztöne nicht finden. Ich habe dabeiihre Unruhe gespürt, ihre Angst. Aber ich war mir sicher, dass alles gut ist, dass
es dem Babymädchen gut geht. Ich habe ihr gezeigt, wo das Herzchen zu hören
ist und dann konnten wir es schlagen hören. Diese wunderschönen Töne. Wie
Musik in meinen Ohren.
Bei jeder Welle, die angerollt kommt, töne ich. Und die anderen drei tönen mit
mir. Es ist ein tranceähnlicher Zustand, wie ein Trip. Den Raum um mich herum
nehme ich nicht mehr vollständig war. Aber den Sonnenaufgang sehe ich durchs
Fenster. Wie schön! Immer, wenn ich in J.'s Augen schaue, weiß ich, dass alles
gut ist. Sie fängt meinen Blick auf und hält ihn fest. Ich werde diese Augen, diese
Blicke niemals vergessen.
Einmal frage ich: wie geht das jetzt weiter? Wie lange geht das noch? Keiner der
Drei kann mir diese Frage beantworten. Schade aber auch. Irgendwann sagt J.
dass sie sich kurz hinlegt. Durch meinen Kopf schießt nur ein Gedanke: bitte,
bitte bleib! Ich spreche ihn nicht aus, schaue sie nur an. Und dann beginnt das
nächste Level. J. bleibt bei mir.
8.30 Uhr: die Wellen Rollen nun alle 1 bis 2 Minuten über mich her. Ich wechsle
die Positionen, mal im Vierfüßler, mal über den Rand vom Pool gelehnt, mal mit
dem Rücken zum Beckenrand. Gerade habe ich eine besonders knackige Welle
hinter mir, freue mich auf eine kurze Erholungsphase - da rollt direkt die nächste
an! Ich rufe: nicht schon wieder eine, ich will mich kurz ausruhen! Aber mit
ausruhen war's wohl vorbei. Ich schaue J. an und frage sie, was ich tun soll. Nur
veratmen? Oder kann ich mitschieben? Auf weitere fünf Stunden habe ich
nämlich nicht so recht Lust... Ich darf mitschieben. Dann mach ich das mal,
denke ich mir.
8.47 Uhr: Muttermund bis auf Saum vollständig, steht im Protokoll. Dass
untersucht wurde, daran erinnere ich mich nicht. Mein Po tut ganz komisch weh,
muss der Druck sein. Immer wieder rufe ich "aua, aua, mein Popo". Hoffentlich
haben das die Nachbarn nicht gehört, hihi.
Nun drückts auch schon ganz schön nach unten, irgendwas tut da richtig weh...
J. sagt, das sei die Fruchtblase. Ich fasse zwischen meine Beine und spüre sie.
Ganz prall, wie eine kleine Kugel.
8.59 Uhr: Ich entwickle eine große Wut auf die Fruchtblase und nehme mir vor,
sie irgendwie springen zu lassen. Wenn ich nur fest genug drücke... zwei, drei
Wehen später springt sie und ich spüre sofort Erleichterung. Nun drückt dafür
was neues, nämlich der Kopf. Naja, aber es geht also voran. Was ich nicht
gesehen habe, dafür aber J. und N.: das Fruchtwasser war schon gelb-grünlich
und recht wenig....
Irgendwann muss auch der Punkt gekommen sein, an dem ich ein bisschen
rumgemotzt habe: "Das geht nicht! Ich krieg die da nicht raus!". Zwischendurch
werden immer wieder Idas Herztöne gehört. So richtig geht es nicht weiter, im
Pool kann ich irgendwie nicht genug Kraft aufbringen. Und dann sagt J., dass sie
es besser finden würde, wenn ich auf der Matratze weitermache. Ich tue alles,
was sie sagt. Größer kann Vertrauen wohl nicht sein.
9.08 Uhr: Raus aus dem Pool, weiter geht's in der tiefen Hocke auf der Matratze.
D. stützt mich dabei von hinten. Nächstes Level. Das müssen Presswehen sein.Hallelujah! J. sagt, dass man das Köpfchen schon sieht. Ich greife zwischen
meine Beine und fühle tatsächlich Haare...wow!
9.12 Uhr: J. macht einen Dammschutz mit Kaffee-Kompressen. Hier bekommt D.
das einzige mal einen an den Latz geknallt und ich sage ihm bestimmt, dass er
das “Mit-Tönen“ sein lassen soll.
9.15 Uhr: J. schaut mich an, ihr Blick ist ernst. Ihre Stimme auch. Sie sagt: "Ida
muss da raus. Sie muss jetzt kommen." Die Betonung lag dabei auf dem
Wörtchen jetzt. Ida ist mit der Herzfrequenz abgerauscht, erfahre ich später.
Zusammen mit dem gelb-grünen Fruchtwasser...sie hatte ordentlich Stress auf
den letzten Metern. Doch sie macht das alles super. Ich nehme all meine Kraft
zusammen, warte auf die nächste Welle und versuche sie rauszuschieben. Was
ein Körper für Kräfte entwickeln kann! Es brennt total und kurz fühlt es sich an,
als würde mir alles zerreißen. Ich schaffe es nicht. Verdammt.
9.20 Uhr: Dann eben mit der nächsten, denke ich mir. Jetzt muss es aber
klappen, Ida muss da raus, das spüre ich. Die nächste Welle lässt nicht lange auf
sich warten. Und mit ihr wird das Köpfchen geboren. J. saugt sofort ab. In der
nächsten Wehe folgt der Rest vom Babymädchen und auf einmal ist sie da! Ein
richtiges kleines Menschenwesen! Sie weint gar nicht, sondern schaut sich um,
als wenn sie sagen wollen würde: Nanu, das ging jetzt aber ganz schön flott!
D. hat mich die ganze Zeit gestützt, während ich unser kleines Mädchen geboren
habe. Ich hätte mir keine schönere Gebärposition vorstellen können. Er hat mich
gehalten, hat seine Kraft auf mich übertragen.
D. durchtrennt die Nabelschnur und ich kann sofort mit Ida kuscheln. N. legt sie
an meine Brust und Ida weiß sofort, was zu tun ist. Sie geht so toll an die Brust,
weshalb ich sie schon bald Schnappi nenne, das kleine Krokodil :-)
9.38 Uhr: die Plazenta folgt. Ich weiß noch, dass da was aus mir rausgeflutscht
kam, aber ich war zu sehr mit Baby beschäftigt...
Für all die, die Zahlen mögen: Ida wog bei Geburt 3360g auf 53cm, KU 34cm.
So war das also. Die Geburt unserer kleinen Ida. Ich hätte sie mir schöner nicht
vorstellen können. Wir waren alle so ein gutes Team! Auch für D. war die Geburt
sehr schön. Es war definitiv die richtige Entscheidung. Auch wenn ich früher, als
Kinderkrankenschwester, immer gesagt habe: "wie kann man nur in einer
kleinen Klitsche ohne angeschlossene Kinderklinik entbinden?!"
Wir wollten nicht ins Krankenhaus... wir wollten unsere vertraute Umgebung.
Eine Geburt ohne Interventionen. Eine natürliche Geburt. Und vor allem eine
Begleitung, der wir vertrauen können. Die mich ernst nimmt und die mir
vertraut, die an meine Kraft glaubt, gebären zu können. Wir haben so eine
wunderbare Betreuung in der Schwangerschaft erfahren. Mit so viel Zuversicht
und ohne Angst. Wir durften eine tolle Geburt erleben und auch die Zeit danach
ist J. für uns Drei da.
Viele Menschen finden es mutig, ein Kind Zuhause zur Welt zu bringen.
Inzwischen finde ich es mutiger, in ein Krankenhaus zu gehen ;-) Die gepackteKliniktasche stand bereit. Wären Komplikationen aufgetreten, hätten wir sofort
abgebrochen und den Schauplatz gewechselt. Doch wir sind froh und glücklich
und dankbar, dass wir die Geburtsreise zuhause machen durften.
Ida ist ein wundervolles Mädchen und sie hat uns den Frühling gebracht. Bei
Ihrer Ankunft blühten die ersten Iris im Beet und kurze Zeit später öffneten sich
die Tulpen. Die Sonne schien erstmal viele Tage ununterbrochen, sowohl am
Himmel, als auch in unseren Herzen.
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Im eigenen Haus in Ruhe ein Kind geboren zu haben - das schönste Erlebnis meines Lebens!
Als ich zwar das sechste Mal, jedoch mit unserem jetzigen dritten Kind, schwanger war, träumte ich, die sonst nie Träume erinnert, ich würde mein Kind zu Hause auf die Welt bringen.
Unsere (erfahrene Hausgeburts-)Hebamme, meinte nach meiner Erzählung, dass sie sich dies gut für uns vorstellen könnte. Nur durch ihr Können und ihre Erfahrung gelang dann eine wunderbare Ankunft unseres Karls im Leben. Mittendrin war er gleich, wie es auf dem Bild zu sehen ist.
Wie anders waren die zwei Geburten zuvor in Kliniken. Wohl auch mit Hebammen, aber dominiert von Geräten, ohne Bauchgefühl. Wie anders war es, das Kind nach der Geburt nicht gleich "bewegen" (Auto, Maxi-Cosy, ...) zu müssen - alle kamen einfach zu uns.
Und heute noch, nach sechs Jahren, hängt das Tragetuch an der Stelle der Geburt als Klettergelegenheit im Türrahmen...
Mein Mann meint, ich dürfe nicht suggerieren, dass eine Hausgeburt kein Problem sei.
Jedoch: Durch Vertrauen in die Hebamme gab es vor dieser Geburt nichts, was gegen eine weitere gesunde Geburt, eine selbst-tätige Geburt sprach. Und dann haben wir uns gemeinsam auf das Abenteuer des Lebens in dieser Phase eingelassen. Durch diese Erfahrung kann ich mir inzwischen vorstellen, dass wir Frauen Kinder (fast) alleine auf die Welt bringen können.
Dieses Gefühl kann eine Klinikgeburt vermutlich nie hervorrufen.
Finanziell konnten wir uns damals beteiligen an der Absicherung der Hebamme. Leider haben auch diese und andere bekannte Hebammen ihre Selbständigkeit inzwischen aufgeben müssen, weil sie ihre Versicherungsprämien nicht mehr aufbringen können und wollen.
In SWR2 (Mediathek) gibt es eine schöne Sendung in 4 Teilen: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/am-anfang-des-lebens-1-4-die-natur-der-existenz/-/id=660374/did=16725946/nid=660374/15qumij/index.html
Vorgeschichte:
Ich habe selber 12 Geschwister, die alle auf natürlichem Wege geboren sind. Dass meine Mutter es schaffen konnte, 13 Kinder ohne Kaiserschnitt, PDA und sonstige invasive Eingriffe zu entbinden, gab mir seit kleinauf für die Geburt einen Sicherheitsgefühl. Bei so viele Geschwister kommen auch genügende Nichten und Neffen zusammen, und so sah ich bereits mit 10 Jahren die Geburt meiner Nichte im Krankenhaus. Ich konnte während der Jugend einige erleben, mitunter eine Hausgeburt. Meine Schwägerin hatte es sehr beeindruckend gestaltet: Salzkristalllampen, entspannende Musik, gemütliche Atmosphäre und die Kleine kam im Wasser zur Welt. Ich glaube, da war ich 14. Seitdem war für mich klar, dass ich später zuhause entbinden würde. Während meiner Ausbildung zur Krankenschwester durfte ich weitere Klinikgeburten und Kaiserschnitte miterleben. Doch selbst die natürliche Geburten wirkten im Gegensatz so 'kühl'; wechselnde Hebammen, fremde Ärzte alle paar Stunden, unschöne Beleuchtung... es nahm irgendwie die einzigartige Magie von den Geburten. Außerdem war es mir wichtig, dass ich die freie Wahl der anwesenden Personen habe, und man merkte, dass es im KH nicht wirklich erwünscht ist, wenn mehr als 1 Begleitperson dabei ist.
Also suchte ich sehr früh bei meiner ersten SS eine Hebamme auf und wir landeten in die Händen der tollen Hebammenteam der Geburtshaus Meinhardswinden. Die Betreuung war so super, es nahm meinen Mann jegliche Sorge um eine Hausgeburt (dieses Konzept war ihn damals fremd). Wir gingen wirklich nur zu den 3 Ultraschallterminen zum FA. Zum Glück verlief die SS komplikationslos und somit stand der geplanten HG nichts im Wege!
Die Geburt:
Kurz nach 01:00 Uhr fingen die Wehen an, zu meinem erstaunen schon in 1-3 minütigen Abständen, noch ganz tolerierbar. Wir riefen unsere Hebamme (die schon längst ein Vertrauensperson war) und die zukünftige Patentante (meine Schwägerin, die es leider erst nach der Geburt zu uns aus München schaffte) an und schon war alles im Gange. Kein Stress. Keine Fahrerei: eine gemütliche Einleitung in eine schnell ungemütlich werdende, Wehenpausen-Freie Geburt. Anscheinend wollte mein Kleiner seinen Kopf nicht quer ins Becken drehen und so wirkte der Körper mit aller Kraft, ihn gerade raus zu bekommen. Unsere zweite Hebamme, mit dem großen homöopathischen Wissen, kam also schon früher. Der Hängetuch an der Decke, sowie die Badewanne, wurden sehr schnell uninteressant. Ich brauchte einfach die Bewegungsfreiheit. Durch den hohen, abdominellen Druck musste ich mich übergeben und bekam auch keine Flüssigkeit mehr runter, also bat ich drum, dass die Hebamme mir intravenös eine Zuckerlösung gibt. Daraufhin nahm sie mir beim stechen gleich Blut ab 'Falls es doch zur Klinik gehen sollte um möglicherweise mit einer PDA den Geburtsweg zu lockern'. Egal wie ruhig sie es gesagt hatte; DAS war meine innerliche Motivation! Ich dachte mir nur BLOß NICHT, und bald darauf war auch schon der Sohnemann da :).
Die ganze Geburt dauerte nur ca. 8 1/2 Std.
Die Erleichterung, dass ich mich schon zuhause befand,
mit einen Mann der sich beschwerdefrei und fürsorglich gleich um ALLES kümmerte,
eine Hebamme die bei uns blieb bis alles -im wahrsten Sinne des Wortes- in trockenen Tücher war,
war GOLDWERT. Ich konnte mich allein unser neues Glück zuwenden.
Jetzt ist klar: die Nächste landet bald auch zuhause in unseren Armen.
Ich bin natürlich froh, dass die heutige Stand der Medizin vieles ermöglicht, die sonst übel enden könnten. Jedoch kann ich nur jede Frau, die eine komplikationslose SS hat empfehlen, sich zur Betreuung and die Hebammen zu wenden und sogar eine Hausgeburt oder eine Entbindung im Geburtshaus in Erwägung zu ziehen. Es wird euch so gut tun!
Fünf meiner sechs Kinder sind zu Hause geboren. Beim ersten war die Hebamme selbst schwanger und ich konnte deshalb keine Hausgeburt haben. Stattdessen war ich im Krankenhaus und das habe ich mit meinem Kind und der Gewissheit, dass ich nie wieder eine Geburt im Krankenhaus haben werde, verlassen.
Meine erste Hausgeburts-Hebamme war resolut, strahlte Sicherheit und Vertrauen aus, sie ist ein echter Profi mit etwa 50 Hausgeburten im Jahr. Da fällt es leicht, seine Ängste loszulassen. Auch mein Mann hatte nach dem Gespräch mit ihr keine Einwände mehr. Bei mir war es vor allem die Angst vor dem "Schnittchen", wie Ärzte den Dammschnitt gerne beschönigen. Als es dann bei der Geburt wieder eng wurde, hatte Gabriele sofort Lösungsmöglichkeiten parat. Von jetzt auf gleich schaltete sie um von liebevoller und ruhiger Begleitung in den Trainermodus und so konnte ich mein Mädchen ohne Schere zur Welt bringen. Alles war perfekt und unglaublich schön. Ich war glücklich und stolz. Die Ruhe nach der Geburt, zu Hause und unversehrt zu sein, selbst bestimmen zu können was geschieht und in einer Atmosphäre der Zuversicht und des Vertrauens seine Kinder zur Welt bringen zu können, das habe ich bei meinen Hausgeburten als besonders wertvoll empfunden und bin meinen drei Hebammen dafür heute noch sehr dankbar. Auch als bei der fünften Geburt mein Mann nicht dabei sein konnte, stand mir meine Hebamme zu Hause bei und ich habe gar nicht gemerkt, dass sie im Hintergrund schon alles vorbereitet hatte, falls es Schwierigkeiten geben sollte. Wenn ich mir vorstelle meine Mädchen müssten irgendwann in die Klinik, weil es keine freien Hebammen mehr gibt, wird mir ganz bang. Die freie Wahl sollte jeder Frau gegönnt sein und mehr noch: Es sollte viel mehr ehrliche Aufklärung geben darüber, was Hebammen können und wie man sich während der gesamten Schwangerschaft von der Hebamme begleiten lassen kann. Bis hin zu einer selbstbestimmten Geburt.